Ich erkläre jetzt Ableismus in Einfacher Sprache.
Wir haben den Text für das Buch so geschrieben.
Viele Menschen haben gesagt: Du kannst noch das oder das ändern.
Wir sprechen das so aus: Äibl-ism.
Oder: a-ble-ismus.
Ableismus kommt vom englischen Wort ableism.
Able heißt auf Deutsch können. Oder fähig sein.
Ableismus ist eine Form von Diskriminierung.
Behinderte Menschen erleben Ableismus.
Weil sie Dinge nicht können oder sie anders machen.
Sie werden ausgegrenzt oder ausgeschlossen.
Viele denken:
Alle Menschen müssen
- sehen
- hören
- gehen
- sprechen können.
Alle Menschen müssen so - denken
- fühlen
- lernen, wie es die meisten Menschen tun.
Wenn sie etwas davon nicht können, dann sind sie falsch.
Dann sind sie nicht normal.
Dann sind sie weniger wert.
Dann sind sie keine richtigen Menschen.
Das ist Ableismus.
Viele denken:
Wenn ein Mensch einen Rollstuhl braucht, dann hat er ein schlechtes Leben.
Das ist Ableismus.
Wer erlebt alles Ableismus?
- Behinderte
- Chronisch kranke
- Psychisch kranke
- Neuro•divergente
- T/taube Menschen.
Neurodivergente Menschen denken, fühlen und lernen anders.
Sie nehmen die Welt anders wahr.
CN: Ableistisches Bild von Behinderung
„Alle Menschen mit Behinderungen haben ein schlechtes Leben. Sie leiden unter ihren Behinderungen. Sie möchten gerne geheilt werden.“
Einfache Sprache
Andere Menschen sagen:
Wenn Menschen mit einer Behinderung leben,
dann geht es ihnen schlecht.
Dann leiden sie.
Das stimmt so nicht.
Das ist ableistisch.
Manchmal leiden Menschen an ihrer Behinderung.
Das ist okay.
Manchmal wollen Menschen lieber nicht behindert sein.
Das ist okay.
Aber: Nicht alle Menschen leiden an ihrer Behinderung.
Für viele ist es okay, behindert zu sein.
Für manche ist es auch schön, behindert zu sein.
Es ist wichtig, zu sagen:
Alle Menschen mit Behinderung sind unterschiedlich.
Schwere Sprache
„Alle Menschen mit Behinderungen haben ein schlechtes Leben. Sie leiden unter ihren Behinderungen. Sie möchten gerne geheilt werden.“
Ja, auch behinderte Menschen leiden manchmal. Wegen Diskriminierung, wegen Armut, wegen Beziehungen, wegen der Behinderung, wegen Schmerzen, wegen allem möglichen. Manche leiden unter ihrer Behinderung, manche nicht.
Für beides brauchen wir Raum/rw.
Manche Menschen mit Behinderung lieben ihr Leben, Teile davon, manchmal Teile davon, manchmal Kleinigkeiten. Bei vielen Menschen mit Behinderung schwankt es, genauso wie bei Menschen ohne Behinderung auch. Wir lieben nicht alles in unserem Leben.
Oft ertragen wir unser Leben mehr, als dass wir es lieben.
Behinderte Menschen sind öfter psychisch krank. Und ja, manchmal hängt das auch mit der Behinderung zusammen. Wir müssen auch innerhalb unserer Communitys Raum dafür lassen. Wir sollten nicht gegen das ableistische Bild von Behinderung kämpfen, indem wir so tun, als wäre das Leben mit Behinderung durch und durch toll.
Das Thema „Heilung“ ist sehr komplex. Manche Menschen wünschen sich, ihre Behinderungen loszuwerden. Viele sind froh, wenn zu ihren Behinderungen geforscht wird und neue Behandlungsmethoden entwickelt werden. Menschen mit seltenen Erkrankungen leiden oft darunter, dass zu ihren Erkrankungen wenig geforscht wird.
Aber gleichzeitig: Viele sagen auch, dass sie (gut) mit ihrer Behinderung leben können. Dass sie ihre Behinderung nicht loswerden wollen, nicht geheilt werden wollen. Dass sie ihre Behinderung nicht „überwinden“ wollen.
Es gibt aber auch eine nicht-ableistische Heilung. Das heißt: Wir setzen uns mit verinnerlichtem Ableismus auseinander. Wir ordnen unsere Erfahrungen anders ein, versuchen, uns nicht selbst als Problem zu sehen, uns nicht für uns zu schämen. Nicht-ableistische Heilung findet in Communitys statt. Wir tauschen uns aus. Wir hören einander zu (damit meine ich nicht nur das Hören mit den Ohren, sondern auch das Lesen von Nachrichten, das Sehen bei gebärdensprachlicher und nicht-verbaler Kommunikation…).
Also ja, lasst uns heilen. Lasst uns uns gemeinsam ernst nehmen, gemeinsam weinen, lachen, scheiße schreien, uns feiern und Widerstand leisten.
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