4. Juli 2024
2½ Wochen später ist es immer noch mehr Verwahrung als alles andere.
Ich hatte auch nix anderes erwartet.
Die wollen, dass ich deutlich mehr Medikamente nehme.
Die Medikamente führen dazu, dass ich mich körperlich absolut scheiße fühle.
Die Anspannung und der Selbstverletzungsdruck sind geringer.
Aber ich weiß nicht, ob es das wert ist.
Das habe ich gestern geschrieben.
Heute ist das schon besser.
Das eine Medikament wurde jetzt in den Bedarf gesetzt.
Damit geht es mir körperlich schon besser.
Dafür haben wir eine seltsame Erkältung, die auf Station herumgeht, weswegen ich mich aktuell von allen möglichst fernhalte.
Aber es bringt mir nicht nix.
Bevor Ihr fragt: Ich weiß noch nicht, wie lange ich hier noch bin.
Dass ich nach dem überbelegten 2-/3-Bett-Zimmer auf ein Einzelzimmer gekommen bin, ist mega.
Ich schaue in den Park raus.
Ich habe nur abends Sonne, was letzte Woche bei der Hitze ein großer Vorteil war.
Das Bild in diesem Zimmer ist allerdings schrecklich, gerade im Dämmerzustand.
Ansonsten seht Ihr meinen schönen, etwas unordentlichen Schreibtisch, den schicken gelben Schrank und das nervige Fenster, das sich (aus naheliegenden Gründen) kaum öffnen lässt.
10. Juli 2024
Mal wieder ein Nupdate oder No-Update, weil es nicht viel Neues gibt…
Mir geht es okay.
Ich bin voraussichtlich noch 2 Wochen in der lebenslang vorurteilsfreien Reflexionsanstalt LVR-Klinik.
Fun Fact: Das Motto des LVR ist eigentlich Qualität für Menschen.
Auf der Station ist viel Umbruch, 13 von 20 Menschen werden in den nächsten 2 Wochen entlassen, teilweise auch gegen ihren Willen.
Die Vorschriften, die es zu beachten gibt (ich sag nur Hygiene und Brandschutz), werden immer bizarrer, aktuell findet ein Schulungs-Marathon für die Pflegekräfte statt. Die kommen mit immer neuen Punkten, was wir ändern müssen, wieder. Eigentlich nichts davon macht uns das Leben leichter.
Auf Station ist es arschheiß, das Wasser in den Flaschen ist schon vor dem Öffnen warm, und die ständigen Gewitter nerven.
Aber hey, doch noch ein Update: Ich hab jetzt hier Physio, und das ist großartig.
Von der Disability und Mad Pride Bonn erhole ich mich noch, für die queere Pride nächsten Samstag laufen die letzten Vorbereitungen.

Neben Lena steht der Rollstuhl, auf dem der Schwimmrucksack steht.
Lena trägt eine kurze weite Hose mit braunen Blättern als Motiv und ein kurzes orangenes T-Shirt.
8. August 2024
Der 2. Todestag von Mouhamed Lamine Dramé.
Dann kommt heute die Nachricht, dass ein Arzt 4 behinderte Menschen ermordet hat.
Heute sind auch in ganz Deutschland die Liegend-Demonstrationen.
Hier soll auf das Leben von Menschen mit ME / CFS aufmerksam gemacht werden.
Sogar die Tagesschau hat über die Demonstrationen berichtet.
In die Sendung um 20 Uhr haben es die ableistischen Morde nicht geschafft.
Und schon gar nicht das Gedenken an einen 16-Jährigen, der durch ableistische und rassistische Polizeigewalt ermordet wurde.
Ich bin nach wie vor in der Psychiatrie.
Mir geht es ziemlich beschissen.
Seit heute ist auch eine Persönlichkeitsstörung auf meiner langen Liste an Diagnosen zu finden.
Das Gespräch mit der Ärztin hat mich fertig gemacht.
Heute Nachmittag standen Tests für die Facheignung an.
Ich möchte schon seit Ewigkeiten wieder fahren.
Ich bestehe alle Tests sehr gut.
Ich bin so erleichtert.
Und dann sagt meine Psychiaterin, dass ich mich noch nicht bei der Führerscheinstelle hätte melden sollen.
Jetzt wird alles komplizierter, teurer (ich muss die Tests und Gutachten selbst zahlen).
Hätte ich mich nur an sie gewandt, dürfte ich jetzt wieder fahren. Jetzt muss ich noch eine bürokratische Schleife durchlaufen. Und bekomme dann hoffentlich die uneingeschränkte Fahrtauglichkeit bescheinigt. Und das hoffentlich nicht befristet.
Meine Stimmungsschwankungen sind aktuell extrem. Und während der einen Stunde, die ich da war, war echt alles, was ich so an Gefühlen identifizieren kann (sind nicht sehr viele) da.
Was für ein Scheiß Tag – für mich, für uns behinderte und anderweitig marginalisierte Menschen im Allgemeinen.
Hab dann meine Bedarfsmedikation genommen, um das selbstverletztende Verhalten zu unterbrechen.
Jetzt habe ich mich mit einer Freundin getroffen und möchte, zusammen mit ihr, einfach schreiben:
Fix the f*cking System.
15. August 2024
Liebe Leute, I did it.
Ein Jahr älter (bin jetzt 24).
Und seit 2 Tagen Zuhause.
Mal sehen, ob das klappt.
Zum Abschied meinten alle: Sie kommen wieder, wenn es nicht geht.
Mal sehen.
Aktuell geht es mir sehr bescheiden.
Die letzte Woche war super ätzend.
Heute mache ich mir einen schönen Tag.
Und beim Rest: Abwarten.
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